Glasmuseum in der Fürstenwohnung
des Hadamarer Renaissanceschlosses

Am ersten Adventswochenende des Jahres 2014 konnte nach langwierigen Bemühungen das Glasmuseum Schloss Hadamar feierlich eröffnet werden. Bereits Ende der 80iger Jahre mit Beginn der Arbeiten zur Sanierung des Hadamarer Schlosses, wurde seitens der städtischen Gremien angeregt, in der Fürstenwohnung ein Glasmuseum zu errichten. Erste Gespräche in diese Richtung führte jedoch schon im Jahre 1980 Walter Messner, der damalige Direktor der Glasfachschule bei der Hessischen Landesregierung mit dem damaligen Finanzminister Heribert Reitz.

Nach aufwändiger Innen- und Außensanierung des Schlosses fehlten jedoch seinerzeit die finanziellen Mittel für die Sanierung der Fürstenwohnung. Diese Mittelbereitstellung erfolgte dann im Jahre 2003, sodass man mit den Arbeiten zur Restaurierung der Fürstenwohnung beginnen konnte. In einem Zeitraum von drei Jahren haben zehn Restaurateure Zwischenwände wieder abgebaut, Fußböden saniert, Malereien freigelegt, Gemälde restauriert, Wände mit Haarkalk-Mörtel geweißt und Türen gestrichen.
Vor allem aber Stuck bearbeitet und Putten, Blumen, Vögel, Frauenfiguren sowie Löwenköpfe wieder hergestellt. Nach dem Ende dieser Sanierung begann die Arbeit der Museumshistorikerin, Frau Dr. Jutta Pauli und des Museumsarchitekten, Herr Dipl.-Ing. Bernd Jansen, zur Erarbeitung und Umsetzung einer Museumskonzeption, um in dieser ehemaligen Fürstenwohnung ein Glasmuseum einzurichten. Eine komplizierte Angelegenheit, denn die Denkmalpflege hatte verbindliche Auflagen.
So musste die Transparenz und Schönheit der Räume erhalten werden, die Vitrinen im herkömmlichen Stil die Räume nicht dominieren und zudem kein Nagel in die Wand geschlagen und kein Deckenlicht installiert werden.

Museumshistorikerin Frau Dr. Jutta Pauli hält in der Aula die Laudatio zur Eröffnung des Glasmuseums
Museumshistorikerin Frau Dr. Jutta Pauli hält in der Aula die Laudatio zur Eröffnung des Glasmuseums
Im Vergleich zur fürstlichen Vergangenheit, hat Glas in Hadamar eine relativ kurze Tradition. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließen im Zuge der Ausweisung der sudetendeutschen Bevölkerung zahlreiche Glasveredlungsbetriebe Nordböhmen und Schlesien. Sie siedelten sich in Westdeutschland an, so auch in Hadamar,
und begannen mit dem Aufbau ihrer Betriebe. Für Glasverarbeitung und Glasveredlung wurden dringend ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt. Insofern bemühte man sich intensiv um die Gründung einer Fachschule, wie man sie in der sudetendeutschen Heimat kannte, zum Beispiel in Steinschönau und Haida. Hier sei insbesondere die Gründung und Aufbauleistung des Initiators, dem ersten Lehrer der Glasfachschule Hadamar im Jahre 1949, Alexander Pfohl, erwähnt. Diese Anfänge sind im Glasmuseum dokumentiert und vermitteln dem Besucher einen Einblick in die drei wichtigen Glasveredlungstechniken Bemalen, Gravieren und Schleifen.

So werden in den Räumlichkeiten des Glasmuseums unter dem Arbeitstitel „Lehrer und Schüler“ eine ausgewählte Sammlung von Gläsern und Glasobjekten präsentiert. Diese Sammlung umfasst etwa 1.000 Objekte. Den Grundstock legten einige Stifter, deren Gaben von antikem Glas bis zum Jugendstilglas reichen. Proben ihres Könnens haben Lehrer und Schüler selbstverständlich der Sammlung überlassen. Die Bestände der Sammlung erlauben eine großzügige Ausstattung der Vitrinen sowohl zur Geschichte des Glases wie zur Geschichte der Schule. Seit Bestehen der Glasfachschule sind aus den Reihen der Lehrer und Schüler zahlreiche anerkannte Glaskünstler hervorgegangen. Lehrer wie Alexander Pfohl, Herbert Petters, Willi Pistor, Josef Welzel und Kurt Eiselt haben Schüler wie Isgard Moje, Karl-Heinz Traut, Heiner Düsterhaus, Gabriele Küstner, und viele andere ausgebildet. Ihre Kunstwerke stehen heute neben denen ihrer Lehrer in den Glasmuseen in aller Welt.

Impressionen des Glasmuseum Schloss Hadamar und der ausgestellten Kunstwerke:


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Ein Beispiel für die Ausstellungseinheit„Modernes Glas“ ist Willi Pistor, ehemaliger Lehrer der Glasfachschule Hadamar, ein Künstler von internationaler Bedeutung und Träger verschiedener Glaspreise. Seine unverwechselbaren Objekte leben von Schnitt, Schliff, Spiegelung und Reflexion. Die Strenge der geometrisch geformten, klaren Glasblöcke durchbrechen eingeschmolzene farbige Metall-Granulate.

Ein Beispiel für die Ausstellungseinheit „Antikes Glas“ ist der Sammler Bruno Gantenbrink. Er trug etwa 100 antike Gläser aus Ägypten, Syrien und dem Mittelmeerraum zusammen. Ergänzt durch Objekte aus Bronze und Keramik ergibt sich ein farbiges Sammlerporträt im Zeitgeschmack des 19. Jahrhunderts. Römische Netzdiatretgläser ließen die Fachwelt über deren Herstellung grübeln. Erst in der Mitte der 1960er Jahre erfand Josef Welzel, ehemaliger Lehrer an der Glasfachschule Hadamar, diese antike Technik zum zweiten Mal. Nach antiken Mustern schliff er alsbald Kopien nahezu aller bekannten Diatretgläser, die als Kostbarkeiten archäologischer Sammlungen gelten.
Er schuf auch die weltbeste Kopie der Portlandvase, die im Original im Britischen Museum in London zu sehen ist.

Bleibt noch die Würdigung des Flachglases, die Königsdisziplin der Glasveredelung, im Raum gleich links vom Eingang. Die Scheiben u.a. von Karl-Heinz Traut, Gerlach Bente, Hartmut Lieb und insbesondere Reiner Eul widerspiegeln mit ihrer Farbigkeit die gesamte Lebensfreude, die ein Glaskünstler in sein Werk legen kann.

Nach der aufwendigen und detailgetreuen Restaurierung, wie eingangs erwähnt, ist die ehemalige Fürstenwohnung im Renaissanceschloss Hadamar in neuem Glanz erstrahlt. Sie ist der prachtvolle und würdige Rahmen dafür, dass die außergewöhnlichen Glasexponate in sehr ansehnlich gestalteten Vitrinen die Besucher des Glasmuseums begeistern werden. Die Privatgemächer der Fürsten von Nassau-Hadamar haben sich so zu einer hochwertigen „Schmuckschatulle“ für die in ihr ausgestellten „Schätze aus Glas“ entwickelt, die es zu bewahren gilt.

Kurzfassung von Jürgen Lanio , Magistratsoberrat a.D.

Standort & Öffnungszeiten:

Gymnasiumstraße 4, 65589 Hadamar
Deutschland

geöffnet Samstag & Sonntag
14.00 bis 17.00 Uhr

Sonderführungen nach Voranmeldung auch zu anderen Zeiten möglich.

Stadtverwaltung Hadamar, Tourismusbüro
Untermarkt 1, 65589 Hadamar
Tel. 0 64 33 / 89 174
Fax. 0 64 33 / 89 155
E-Mail.

Trägerverein des Glasmuseums Schloss Hadamar e.V.
Lindenweg 5, 65589 Hadamar
Tel. 0 151 / 70 130 749
Fax. 0 64 33 / 945 709
E-Mail.