„ Glaskünstler und Designer Josef Welzel - Leben und Werke “

Im August 2014 starb Josef Welzel. Er galt als einer der international renommiertesten experimental Archäologen seiner Generation, darüber hinaus war er ein vielseitiger Glaskünstler und Designer. Am 27. Februar 2017 wäre Josef Welzel 90 Jahre alt geworden. Der „Trägerverein des Glasmuseums Schloss Hadamar e.V.“ hat das Leben und Wirken von Josef Welzel in seiner Heimatstadt Hadamar und in der Glasfachschule Hadamar im Rahmen einer Sonderausstellung, die am Samstag, dem 24. Juni 2017 offiziell eröffnet wurde, besonders gewürdigt.

Der I. Vorsitzende Klaus-Wilhelm Ring begrüßte in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula die anwesenden Gäste. Es ist für uns alle eine ganz besondere Ehre und Freude, an der Eröffnung der Sonderausstellung Josef Welzel teilzunehmen. Josef Welzel gehört neben einigen anderen Glaskünstlern im Glasmuseum Schloss Hadamar zu den herausragenden Künstlern, die in unserer Dauerausstellung zu sehen sind. Heute haben wir die besondere Chance, einiges über das Leben und Wirken von Josef Welzel persönlich zu erfahren. Ring dankte zunächst Frau Helga Welzel, der Ehefrau von Josef Welzel, für die dem Glasmuseum freundlicherweise überlassenen Objekte und die Schenkung eines wunderschönen Reichsadlerhumpens. Er sei der festen Überzeugung, dass das großartige Wirken von Josef Welzel nur durch die tatkräftige Unterstützung seiner Ehefrau in so großartiger Form gelingen konnte. Der I. Vorsitzende dankt den Kindern von Helga und Josef Welzel. Der Tochter Elisabeth, den Söhnen Joachim und Manfred, die Ansprechpartner im Vorfeld der Ausstellung waren, Hilfen zur Präsentation der Ausstellung gaben und handfest beim Transport der schweren Glaskisten halfen. Ebenso dankte er Lothar Welzel für die musikalische Begleitung dieser Vernissage am Flügel.

Er selbst, so Klaus-Wilhelm Ring abschließend, lernte Josef Welzel als bescheidenen Menschen kennen und erkannte immer mehr, welch großer Künstler, Bildhauer, Designer, Wissenschaftler und Lehrer er war. Er stand mit den bedeutendsten Museen der Welt in Verbindung und hat die Erforschung römischer Luxusgläser revolutioniert.

Ich bin dankbar, einem solch großartigen, liebenswerten und beeindruckenden Menschen begegnet zu sein, so die einleitenden Worte von Wolfgang Hofmann, dem ehemaligen Schüler von Josef Welzel und späteren Fachlehrer an der Glasfachschule Hadamar. Keinen wissenschaftlich fundierten Fachvortrag wolle er halten, sondern alle Anwesenden an seinen persönlichen Erinnerungen an Josef Welzel teilhaben lassen. In einer schwierigen Lebensphase als 15jähriger, lernte ich mit Josef Welzel zum ersten Mal einen Menschen kennen, der es mit beispielhaftem pädagogischen Geschick verstand, mein Interesse an der schulischen Ausbildung zu wecken und der mir Halt und eine berufliche Perspektive gab. Mitte der 60iger Jahre baute Josef Welzel für sich und seine Familie in Hadamar ein neues Domizil, wohnte aber noch in Schwäbisch Gemünd. Insofern war er unter der Woche im Jungenwohnheim der Glasfachschule einquartiert und wohnte so mit mir Tür an Tür. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir Bewohner des Jungenwohnheims ihn am Abend beim Schleifen in der hellerleuchteten Werkstatt beobachteten. Meist erst nach Mitternacht gingen in der Werkstatt die Lichter aus.

Nach der Ausbildung, so Hofmann weiter, ging ich nach Braunlage in einen kleinen Gravurbetrieb, absolvierte nach der Bundeswehrzeit in Hadamar die Techniker- und Meisterausbildung und studierte in Braunschweig Kunstpädagogik. Wie sich später herausstellte, öffnete mir ein Empfehlungsschreiben meines Lieblingslehrers Welzel die Tür zur Hochschule. Während meines Studiums mit Schwerpunkt „Bildhauerei“, konnte ich von meinem handwerklichen Grundwissen profitieren, das ich im Modellierunterricht bei Josef Welzel erworden hatte. Gegen Ende des Studiums erreichte mich eine Postkarte aus Hadamar, wo man in knappen Worten anfragte, ob ich die Stelle als Lehrer an der Glasfachschule Hadamar antreten wolle. Kollege Welzel hatte mich als seinen Nachfolger im Fach Entwurfszeichnen und Fachkunde vorgeschlagen. Natürlich wollte ich, keine Frage, denn an der Glasfachschule Hadamar und als Kollege von Josef Welzel zu unterrichten, war schon seit meiner Ausbildung der größte Wunsch gewesen, so Wolfgang Hofmann abschließend. Josef ist ein Kollege gewesen, auf dessen Wort und Hilfe man sich uneingeschränkt verlassen konnte und der bei Schülern, Kollegen und Vorgesetzten gleichermaßen beliebt war.

Als Fachlehrer für Glasgestaltung an der Glasfachschule Hadamar von 1963 bis 1992 und im Teilzeitunterricht noch bis zum Jahre 2006 prägte Welzel als Graveur und Schleifer sowie als Gestalter ganze Generationen von Schülern. Neben Gravur und Schliff wirkten seine formgeschmolzenen Glasobjekte wegweisend. Durch seine vielseitige Ausbildung entwickelte er sich zum Plastiker, zum Erforscher der antiken Glaskunst und zum Graveur mit weltweiter Anerkennung.

Mehrere Jahrzehnte hat sich Josef Welzel der Rekonstruktion antiker Luxusgläser vornehmlich aus römischer Zeit verschrieben. Seine Rekonstruktionen wurden sowohl von Seiten der Wissenschaft gewürdigt wie auch als überragende handwerkliche Leistungen gelobt, insbesondere seine Repliken der Amphore aus Olbia, der Portlandvase und des Lykurgosbechers aus dem British Museum in London, der Diatrete aus Köln-Braunsfeld, Straßburg, Trier und Grenoble und der situla pagana aus dem Domschatz von San Marco in Venedig, um nur einige zu nennen.
In Anerkennung seiner vielfältigen künstlerischen Fähigkeiten und pädagogischen Leistungen, verlieh Bundespräsident Horst Köhler am 11. August 2009 Josef Welzel das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Der „Trägerverein des Glasmuseums Schloss Hadamar e.V.“ weist darauf hin, dass die Sonderausstellung des Glaskünstlers Josef Welzel im Glasmuseum noch bis Ende 2017 zu sehen sein wird, und zwar zu den Öffnungszeiten samstags und sonntags von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr.

Sonderführungen nach Voranmeldung unter ed.ramadah-muesumsalg(ta)ofni

Im Übrigen erschien vor einigen Monaten das Buch „Josef Welzel - Glaskünstler. Lehrer.Forscher.“. Dieses Buch stellt anhand des privaten Nachlasses erstmals den Künstler, Lehrer und Forscher Josef Welzel in seiner gesamten Schaffensbreite dar. Neben den Rekonstruktionen antiker Gläser wird besonders das künstlerische Werk von Josef Welzel ausführlich vorgestellt und erläutert. Herausgegeben von Frau Dr. Ruth Fabritius, Leiterin des Glasmuseums Rheinbach, mit Beiträgen von William Gudenrath, Peter Schmitt, Anna-Barbara Follmann-Schulz und Lothar Welzel und rd. 200 Seiten mit 130 farbigen Abbildungen und zahlreichen Schwarz-Weiß-Fotos. In deutscher und englischer Sprache. Erhältlich im Glasmuseum Schloss Hadamar für 33,00 €.

Die Amphore des Kaisers

Die berühmte Portlandvase aus dem British Museum in London belegt nach Welzels Überzeugung die Übertragung der Technik des Kameenschnitts vom Edelstein auf geblasenes Überfangglas. Im 18. Jahrhundert, als von dem künstlerischen Erbe der Antike nur ein relativ kleiner Teil bekannt war, galt die Portlandvase als eine der bedeutendsten Antiquitäten. Das Britische Museum behandelt sie als einen seiner größten Schätze.

Die Portlandvase ist für Archäologen, Kunstwissenschaftler und Historiker als Kulturgut der Vergangenheit schon oft Mittelpunkt ihrer Forschungen gewesen. Kein geringeres Interesse wurde ihr auch von Kunsthandwerkern entgegen gebracht. Für Josef Welzel als Glasgraveur gab es keinen Besuch in London, den er nicht benutzte, um einige Zeit vor der Vitrine dieses Gefäßes zu verweilen, das für den Engländer schon längst zum nationalen Kulturerbe geworden ist. Zur Portlandvase steht man als Handwerker immer in der Beziehung eines Lernenden. Dies gab den Ausschlag, neben dem Wunsch, so Josef Welzel, eine eigene Portlandvase zu besitzen, sodass ich die Vorbereitungen für eine Rekonstruktion traf.

Weit über 80 Glasobjekte von Josef Welzel sind in der Sonderausstellung im Glasmuseum Schloss Hadamar zu sehen. Nachstehende noch einige Exponate :

Bericht und Fotos von Jürgen Lanio (07/2017)