Sonderausstellung zum 130. Geburtstag des Glaskünstlers Prof. Alexander Pfohl

Es wird die bislang größte Zusammenschau der Werke jenes Mannes sein, der die Kunst der Glasgestaltung und Glasveredelung aus Haida im heutigen Tschechien über Wien und die Josephinenhütte in Schreiberhau, damals Schlesien nach Hadamar brachte, so die Nassauische Neue Presse vom 13. März 2024. Die Rede ist von Prof. Alexander Pfohl, der vor 130 Jahren am 17. März 1894 geboren wurde und dem das Glasmuseum Schloss Hadamar eine Sonderausstellung widmet. Eingeladen zur Eröffnung dieser Sonderausstellung hatte für Sonntag, den 17. März 2024 der „Trägerverein des Glasmuseums Schloss Hadamar e.V.“. Deren I. Vorsitzender Bürgermeister Michael Ruoff, begrüßte in der bis auf den letzten Platz besetzten Aula die anwesenden Gäste, insbesondere Pfohls Enkeltochter Angelika Krombach.

Die Laudatio zum Lebenswerk von Prof. Alexander Pfohl, so der I. Vorsitzende, wolle er dessen Enkeltochter überlassen und davon berichten, wie der Glaskünstler nach Hadamar kam. Nach mehrfach gestellten Anträgen auf Ausreisegenehmigung, wurde dieser schließlich stattgegeben. So fand er mit seiner Familie eine neue Heimat in Hadamar, am Fuße des Westerwaldes, wo er von den inzwischen dort niedergelassenen ehemaligen Haidaer Firmen bereits sehnsüchtig erwartet wurde, da sie seine Mitarbeit beim Aufbau ihrer Betriebe benötigten, um an die alten Geschäftsbeziehungen in Nordböhmen anzuknüpfen. Außerdem erwartete man von ihm die Unterstützung bei der Gründung einer Glasfachschule nach dem Modell der Haidaer Glasfachschule. Zunächst war Pfohl bei der Fa. Meltzer beschäftigt und dort mit dem Aufbau einer Glasmalereiabteilung beauftragt. So begann im Mai 1948 in Hadamar die Produktion. Das Angebot der ersten Jahre bestand aus Gebrauchsglas für den Nachkriegsbedarf. Ab Juli 1949 lehrte Pfohl an der neuerrichteten Glasfachschule in Hadamar und arbeitete als ihr künstlerischer Leiter mit ungebrochener Schaffenskraft am Aufbau der Lehrstätte. Leider war es ihm nicht vergönnt, in der Schule über einen längeren Zeitpunkt tätig zu sein, denn vier Jahre nach der Gründung der Schule erlag Alexander Pfohl am 09. August 1953 im Alter von erst 59 Jahren einem Herzinfarkt.

Hadamar, so Ruoff abschließend, hat den berühmten Glaskünstler und Entwerfer schon vor einigen Jahrzehnten durch eine Straßenbenennung geehrt. Das Glasmuseum Hadamar würdigt seine Arbeiten in der ständigen Ausstellung in nicht weniger als drei Vitrinen sowie drei Schauläden mit Entwürfen. Schon vom ersten Museumskonzept an war allen Planern klar, dass ihm ein Sammlungsschwerpunkt eingeräumt werden soll. Mittlerweile ist dank Ankäufen, Leihgaben und großzügiger Schenkungen der Bestand an Gläsern Alexander Pfohls stetig gewachsen.

Wie die Enkelin von Prof. Alexander Pfohl zum Lebenswerk des Glaskünstlers mitteilte, zählten zu seiner Familie durch fünf Generationen bedeutende Meister der Glasgestaltung und Glasveredlung. Wie viele junge Menschen in der Glashochburg der nordböhmischen Region, absolvierte auch der äußerst talentierte Alexander Pfohl eine Ausbildung an der Glasfachschule seiner Geburtsstadt. Als Bester seines Jahrgangs wurde der damals erst Siebzehnjährige sogar mit einem Stipendium ausgezeichnet, das ihm das Studium an der Kunstgewerbeschule in Wien ermöglichte, die den Rang einer Akademie besaß und Weltruf genoss. Bedeutende Professoren waren hier seine Lehrer, wie Michael Powolny und Kolo Moser sowie Josef Hoffmann, den Gründern der Wiener Werkstätten.

Als Hauptfach belegte er bei Kolo Moser Malerei und unter Michael Powolny befasste er sich mit der Dekoration auf Glas und Keramik. Doch schon früh sah er seine berufliche Zukunft in der Glasgestaltung und Glasveredlung. Als Praktikant sowohl bei Lobmeyr in Wien als auch in der Haidaer Glasraffinerie Karl Goldberg, übernahm er technische Versuche und fertigte Entwürfe für Dekore und Glasformen an. Einige seiner Entwürfe wurden von der Wiener Porzellanmanufaktur Josef Böck und von den Wiener Werkstätten ausgeführt. Für seine außerordentlichen Entwürfe während seines Studiums erhielt der junge Pfohl auch hier Anerkennung und beste Zeugnisse sowie als begabtester Schüler seines Jahrgangs und herausragendster Absolvent sogar ein Stipendium der Baron Rothschild Stiftung für einen einjährigen Studienaufenthalt in Rom. Doch der Antritt der Reise wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und seine Einberufung zum Militärdienst verhindert. Nach Kriegsende bekam Alexander Pfohl 1919 das Angebot der Gräflich Schaffgotschen Josephinenhütte in Schreiberhau, die Leitung des Entwurfsateliers zu übernehmen. So konnte Pfohl fast zehn Jahre lang die gesamte Hüttenproduktion nach seinen künstlerischen Maßstäben gestalten und die Weichen für neue und zeitgemäße Gestaltungen stellen. Das betraf nicht nur die Formgebung des Glases, sondern beinhaltete auch neue Matrixfarben in Rot oder Kobaltblau.

Mit seinen Entwürfen hatte er erheblichen Anteil an dem künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolg der Josephinenhütte und einem Wiedererstarken des Glases im schlesischen und böhmischen Raum. 1928 wurde Pfohl von der tschechoslowakischen Regierung gebeten, die Fachklasse für Entwurf und Naturzeichnen an der deutschen Glasfachschule in Haida zu übernehmen. Im Rang eines Professors unterrichtete er dort den dritten Jahrgang und die Meisterklasse, also die fortgeschrittenen Schüler, die durch ihn ihre entscheidende Prägung erhielten. In den 30er und 40er Jahren entwickelte er zahlreiche Entwürfe für Glasgravuren, vor-nehmlich figürliche Darstellungen im Stil des Neoklassizismus. Bei Kriegsende 1945 war Pfohl 51 Jahre alt. Anders als die meisten Deutschen zwang man ihn nicht zur Aussiedlung, da er als unentbehrliche Fachkraft galt und den tschechischen Nachwuchs ausbilden sollte.

Rund 400 Exponate von nicht weniger als 30 Museen sowie privaten Leihgebern aus dem In- und Ausland haben Kurator Wolfgang Hofmann, sein Mitstreiter im Trägerverein Reiner Eul und Pfohls Enkeltochter Angelika Krombach zusammengetragen. Chronologisch angeordnet in den vielen Vitrinen des Glasmuseums werden die Glasexponate des Glaskünstlers aus seiner Ausbildungs- und Studienzeit gezeigt, die Zeit in der Josephinenhütte und letztlich die Jahre des Künstlers in Hadamar. Zu sehen sind die schief stehenden Parfumflaschen, dickwandige Deckeldosen in rubingoldener Farbe, kobaltblaue Fußvasen, Karaffen, Vasen mit floralem Dekor, Überfangrömer, Freundschaftsbecher, Schalen, Schüsseln und Pokale.
Aber auch als Maler errang Prof. Alexander Pfohl während seiner Zeit in Schreibenhau Anerkennung und erzielte Erfolge auf Einzel- und Gruppenausstellungen. In diesen Jahren entstanden zahlreiche Landschaftsdarstellungen des Riesengebirges. Handwerklich perfekt sind die Bilder, einfühlsam und komponiert und fangen die jeweilige Stimmung gut ein. Unermüdlich war Pfohl in seiner Freizeit in der Natur unterwegs, immer den Block und den Bleistift zur Hand um geeignete Motive mit schnellen, sicheren Strichen zu skizzieren und festzuhalten. Dabei ging es Pfohl nicht allein darum, die Landschaft naturgetreu abzubilden, für ihn war die Landschaft, das heißt die Natur, ein Ereignis aus der er seine Gestaltungskraft schöpfen konnte. In der damaligen zeitgenössischen Presse fanden seine Landschaftsdarstellungen große Resonanz und einige Bilder wurden vom schlesischen Museum für Bildende Künste in Breslau, vom Folkwang-Museum in Essen und vom Deutschen Museum in Prag angekauft. Soweit die Ausführungen aus dem im Jahre 1994 erschienenen Katalog „Alexander Pfohl - Der Glasgestalter und Maler“.

Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung mit Irina Martin am Flügel und Julia Treinies an der Querflöte. Im Anschluss daran erfolgte die Eröffnung der Sonderausstellung in den Räumlichkeiten des Glasmuseums Schloss Hadamar, das sich in der ehemaligen Wohnung der Fürsten von Nassau-Hadamar befindet.

Die Sonderausstellung zum 130. Geburtstag von Prof. Alexander Pfohl ist noch bis Ende August 2024 zu sehen. Das Glasmuseum Schloss Hadamar ist jeweils samstags und sonntags von 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Der „Trägerverein des Glasmuseums Schloss Hadamar e.V.“ freut sich auf Ihren Besuch.

Bericht und Fotos von Jürgen Lanio (4/2024)

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14.00 bis 17.00 Uhr

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